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Waldbaden – Ins Gleichgewicht kommen, sich mit der Natur verbinden und Kraft tanken (Gastartikel)

In diesem Blogartikel geht es heute mal nicht um das Wandern, sondern um Waldbaden. Einer ganz neuen Möglichkeit in der Natur – genauer gesagt in der Waldnatur – in tiefe Entspannung zu kommen, sich mit der Natur zu verbinden und die Akkus aufzuladen. Aber das ist nicht alles. Denn der Wald kann noch mehr. Doch beginnen wir von vorn….

Woher kommt Waldbaden?


Das „Waldbaden“ oder auf Japanisch „Shinrin Yoku“ ist eine in Japan entwickelte Naturtherapie. Sie dient zur Vermeidung stressbedingter Erkrankungen, die gerade in der heutigen Gesellschaft dramatische Ausmaße angenommen haben.

Angefangen hat alles damit, dass das japanische Land- und Forstministerium den Wald für die Bevölkerung wieder attraktiver machen wollte. So initiierte das Ministerium ein Forschungsprojekt, um die therapeutische Wirkung eines Waldaufenthalts auf die menschliche Gesundheit aus wissenschaftlicher Sicht zu untersuchen. Dabei hat sich gezeigt, dass der Wald auf vielfältige Weise seine gesundheitsfördernde Wirkung entfaltet. Insbesondere dann, wenn wir uns bei unserem Besuch Zeit dafür nehmen. 2007 wurde die Gesellschaft für Wald-Medizin gegründet, deren Präsident Dr. Quing Li ist. Seit 2012 wird an japanischen Universitäten die „Waldmedizin“ und deren Nutzen nun auch wissenschaftlich erforscht. Mittlerweile gibt viele Studien, die weltweit hierzu durchgeführt wurden und eindrucksvoll belegen, wie viele positive Auswirkungen „Shinrin Yoku“ auf die Gesundheit hat. Kein Wunder also, dass das Waldbaden sich weltweit wachsender Beliebtheit erfreut. Und auch hier in Deutschland gewinnt das Shinrin Yoku immer mehr begeisterte Anhänger.

Was ist Waldbaden?


Waldbaden ist ein achtsamer, entschleunigter Aufenthalt im Wald über mehrere Stunden und über eine geringe Distanz. Genauer gesagt bewegst Du Dich nicht mehr als 1,5 km in der Stunde, also sehr sehr langsam. Und das hat seinen Grund. Durch die Entschleunigung kannst Du viel bewusster die Umgebung wahrnehmen. Mit zusätzlichen Ruhephasen, Atemübungen, Meditation und einfachen Körperübungen kommst Du immer mehr in die wohltuende Wirkung des Waldbadens hinein.

Ziel ist es, in einen Zustand tiefer Entspannung und Klarheit zukommen. Es geht darum so in die Waldatmosphäre einzutauchen, dass Du einfach alles andere um Dich herum vergisst und nur noch im Hier und Jetzt bist und den Wald mit allen Sinnen wahrnimmst. Wenn Du das Waldbaden häufiger machst wird Dir dieses „Being away“ immer leichter gelingen.

Wie geht Waldbaden?


Ein gutes Waldbad – so sagt Dr. Quing Li, enthält Anteile aus den nachfolgenden 10 Komponenten:

1. Langsamkeit und Entschleunigung – wir Schlendern

2. Rasten – wir legen Pausen ein und schauen uns um

3. Alle Sinne weit öffnen – wir schenken unsere Aufmerksamkeit allen 5 Sinnen

4. Staunen – wir begegnen unserer Umgebung mit dem Anfängergeist, das heißt wir schauen alles so an, als ob wir es zum ersten Mal sehen

5. Achtsamkeit – wir führen jede Handlung ganz bewusst aus, nehmen uns und unseren Körper wahr

6. Meditation – wir versenken uns in uns selbst und bleiben wach, klar und konzentriert

7. Atmung – wir wechseln zwischen bewusstem Atmen und den Atem einfach fließen lassen

8. Sanfte Bewegungen – wir lösen Anspannung und aktivieren den Energiefluss

9. Augenentspannung – wir entlasten den überstrapazieren Sinneskanal SEHEN

10. Solozeit – wir nehmen uns Zeit für uns allein, die Waldatmosphäre auf uns wirken zu lassen.

Jeder Waldbade-Kursleiter hat sein eigenes Programm, es gibt hier keinen Standard. Wenn Du einen Kurs buchst, wirst Du auf die unterschiedlichsten Programmzusammenstellungen stoßen. Professionell ausgebildete Kursleiter werden darauf achten, dass sie aus den oben genannten Komponenten ihr Waldbadeangebot gestalten.

Wie wirkt Waldbaden?


Dass sich Bewegung in der Natur positiv auf unsere Stimmungslage und unser Wohlbefinden auswirkt, ist uns ja bekannt. Doch der Wald kann mehr.

Mit Hilfe der von chemischen Botenstoffen – die sogenannten Terpene – kommunizieren Bäume und Pflanzen untereinander und warnen sich vor Schädlingen. Diese bioaktiven Substanzen werden von uns über die Lungen oder die Haut aufgenommen. Sie aktivieren und vermehren unter anderem die körpereigenen Killerzellen, die eine wichtige Aufgabe bei der Immunabwehr übernehmen. Killerzellen vernichten Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Krebszellen. Terpene wirken blutdruckausgleichend und vermehren das „Jugendhormon“ DHEA.

Mithilfe des Waldbadens wird auch das parasympathische Nervensystem stimuliert und gestärkt. Dieses sorgt dafür, dass in der Entspannungsphase unsere Energien wieder aufgeladen werden und notwendige „Reparaturarbeiten“ im Körper stattfinden können. So wird stressbedingten Erkrankungen vorgebeugt. Dazu zählen Erkältungen und grippale Infekte, Verspannungen, Schlafstörungen, verzögerte Wundheilung, Depressionen, andauernde Erschöpfungszustände, Reizsyndrom im Magen-Darm-Trakt, Herzerkrankungen und Bluthochdruck.

Darüber hinaus hilft Waldbaden in akuten Stresssituationen dabei, innere Ruhe zu finden und den Anforderungen des Alltags dauerhaft mit mehr Gelassenheit zu begegnen – denn die gesundheitsfördernde Wirkung bezieht Geist und Seele mit ein.

Was braucht man zum Waldbaden?


Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, gehst Du ganz ohne Badezeug und Handtuch zum Waldbaden und einen See brauchst Du auch nicht.

Du brauchst zum Waldbaden auch keinerlei Vorkenntnisse; einzig die Bereitschaft für die Zeit des Waldbadens weitestgehend auf Gespräche und Smartphone zu verzichten, um sich ganz ohne Ablenkung der Waldatmosphäre öffnen zu können.

Und so bist Du für Dein Waldbad bestens ausgestattet:

  • wetterangepasste und der Jahreszeit entsprechende bequeme Kleidung
  • feste, bequeme Schuhe, z.B. leichte Wanderschuhe, robuste Sneakers
  • eine wetterfeste Sitzunterlage – nach Möglichkeit eine Decke mit wetterfester Unterseite (wie zum Beispiel die gängigen Picknickdecken fürs Auto)
  • Proviant (Nüsse, Äpfel, Brote) und ausreichend zu trinken

Tipp: Wenn es kühl ist packe Dich warm genug ein, durch die langsame Bewegung kühlst Du schneller aus. Im Sommer ist ein Schutz vor Mücken wichtig. Ja und ganz wichtig auch gegen Zecken. Manon hat hierzu ja einen ganzen Blogbeitrag verfasst.

Für wen ist Waldbaden genau das Richtige?


Wenn Dein Energielevel soweit runter ist, dass Dir körperliche Aktivitäten gerade nicht möglich sind, dann ist Waldbaden eine gute Möglichkeit wieder Kraft zu tanken und die heilsame Wirkung des Waldes zu nutzen, um Dich wieder zu stärken.

Wenn Du den Kopf voll hast und einfach nicht runterkommst, Dich unruhig und getrieben fühlst, dann hilft Dir das Waldbad zu mehr Gelassenheit und Ruhe zu kommen. Du profitierst auch sehr vom Waldbad, wenn Du Dich auf Dich selbst und Deine Natur besinnen willst, denn der Wald fördert die Eigenwahrnehmung und Achtsamkeit. Grundsätzlich ist Waldbaden aber für jeden eine gute Möglichkeit zur tiefen Entspannung zu kommen und etwas für die körperliche und seelische Gesundheit zu tun. Probiere es aus und ich bin sicher, es wird Dir guttun.

Warum Waldbaden unter Anleitung?


Zum Thema Waldbaden gibt es inzwischen jede Menge Literatur und Übungsbücher. Warum macht es jedoch trotzdem Sinn einen Kurs bei einem ausgebildeten Kursleiter für Waldbaden zu besuchen?

Ganz einfach: Es erleichtert den Einstieg in diese eher ungewohnte Langsamkeit, die sinnliche Wahrnehmung der Umgebung und die für Außenstehende manchmal seltsam anmutenden Übungen – das bekannteste ist wohl die Baumumarmungsübung – ungemein. Darüber kannst Du Dich ganz auf das Waldbad konzentrieren und musst Dich nicht zwischendurch mit Übungsanleitungen auseinandersetzen, was den Prozess des Eintauchens in die Waldatmosphäre kognitiv unterbricht. Und der Kursleiter kennt die No gos im Wald, denn auch wenn wir uns frei bewegen dürfen, so ist ein Durchstreifen des Waldes abseits der Wege nicht erlaubt – besonders in Naturschutzgebieten. Der Kursleiter holt sich die Genehmigung vom Waldbesitzer oder der zuständigen Forstverwaltung für das Verlassen der Wege ein.

Ein Tipp: Nutze die Angebote einige Mal bis Du sicher genug bist und Dich andere Waldbesucher nicht mehr ablenken. Du wirst sehen, je öfter Du das machst, desto schneller gelingt Dir das Eintauchen und abschalten im Wald.

Über die Gastautorin

Angelika hat als Kundenberaterin in der Werbewirtschaft gearbeitet, was sie oftmals an ihre mentalen und körperlichen Grenzen brachte. Überstunden, immerwährender Zeitdruck, ständige Reisetätigkeit und mit Einzug der Digitalisierung noch mehr Multitasking und Multichannel.

Den Ausgleich zu ihrem kräftezehrenden Beruf fand sie in der Natur beim Wandern. Dabei übte der Wald eine immer stärkere Anziehung auf sie aus. Bald wurde der Wald immer mehr die Quelle der Entspannung und Erholung für sie.

Hier bekam sie zurück, was sie in ihrem schnelllebigen und reizüberfluteten Alltag verloren hatte – Kraft, Ruhe, Gelassenheit und Klarheit. Seit vielen Jahren praktiziert sie Meditation und beschäftigt sich mit fernöstlichen Lebensphilosophien. 2018 stieß sie durch einen Zufall auf das Waldbaden und war sofort fasziniert davon.

Sie besorgte sich Literatur, recherchierte, ging ins Selbststudium und entwickelte schließlich Angebote zum Thema Waldbaden, dass sie bei einigen Reiseveranstalter platzieren konnte. Angelika möchte Menschen die wohltuende Kraft des Waldes näherbringen und ihrer Verbundenheit mit sich selbst und mit der Natur einen neuen Impuls geben.

Neben ihrem Beruf als Kommunikationsberaterin hat sie eine Ausbildung zur zertifizierten Kurleiterin für Waldbaden, zertifizierte Wanderführerin und Gesundheitswanderführerin beim DWV und ist seit 2010 systemischer Coach.

Wenn Du mehr über Angelika erfahren willst, dann schau doch auf ihrer Homepage vorbei: www.inspiratour.org


Hast Du auch Lust, Gastautor/in auf meinem Blog zu werden? 
Dann freue ich mich auf Deine Nachricht.


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